Hans Magnus Enzensberger warf den Deutschlehrern vor, "die Lust an den Wörtern und die Lust an der Freiheit, mit ihnen zu zaubern" durch Hausaufgaben, Interpretationen und Klausuren auszutreiben. Das Zentralabitur kommt dazu mit obligatorischen Lerninhalten und punktgestütztem Erwartungshorizont. Bleibt noch Zeit dem Schüler die Lust am Lesen, die Lust am Wortspiel, am scheinbar nutz- und funktionslosen Genießen von Sprache zu vermitteln?
Dieser Projektkurs ist als ungewöhnliche Begegnung mit gelebter Liebe zu klassischen Texten und dem gesprochenen Wort gedacht. Der Künstler versucht den Versverächter und den Gedichtliebhaber abzuholen, indem er respektlos Banalitäten (An der Brötchentheke) neben Meisterstücke (Die Marquise von O) stellt. Bestens funktioniert die fürsorgliche Abholung des unwilligen Lesers, wo der Künstler die Schwächen mancher Lyrik offenbart und so zum Unterscheiden anleitet und Lust auf mehr weckt. Nach trockenem Klassenzimmer riecht hier nichts eher nach lyrischer Sportstunde. Die Die Auflockerung der poetischen Muskeln schafft der Comedian durch seine eigene Wortakrobatik. Zum Aufwärmen gibt es klassische Lesungen von Kleist, Goethe und Schiller, die mit ungewöhnlichen Aufgaben gespickt leidenschaftliches Zuhören und Mittun garantieren. Dann kommen Lockerungsübungen für die lyrische Schülerseele, die noch steif sich langsam erwärt und wortgelenkig wird. Wenn später selber klassische Meisterwerke von Schiller und Goethe rezitiert werden, ist jeder Schiller bestens auf die Iyrischen Turnübungen vorbereitet. Am Ende schafft es der Künstler den Schüler zu eigenständigen Fitnessübungen im Wortsport anzuregen.