Slowpaint - Vom Baum zum Bild.

Immer schneller dreht sich die Erde. Die neuesten Informationen sind jederzeit per
Knopfdruck verfügbar. Kontakte werden über Twitter mit Kurznachrichten gepflegt, das geht rasch und einfach. Immer wach, jederzeit erreichbar, allzeit produktiv. Im Zeitalter der Schnelllebigkeit und Reizüberflutung werden Bilder in Sekunden geschaffen, konsumiert, aussortiert. Hier kann Kunst einen Kontrapunkt setzen. "Slowpaint - Vom Baum zum Bild" reflektiert die Schnelligkeit unseres Lebens, treibt die Langsamkeit auf die Spitze, folgt dem natürlichen Wachsen der Natur. Dabei geht es nicht darum ein Bild möglichst langsam zu malen, sondern darum, die Produktion der Arbeitsmaterialien in den künstlerischen Prozess mit einzubeziehen, eine Kunst, die in den letzten zwei Jahrhunderten verloren ging. Bis vor etwa 150 Jahren musste ein Maler, bevor er zum ersten Mal zum Pinsel griff, Pigmente und Bindungen selbst herzustellen. Mit der Industrialisierung haben wir uns auch in der Malerei vom natürlichen Rhythmus des Lebens, vorgegeben von den Wachstumszyklen der Natur, entfernt. Weggefallen ist das Experimentieren, Erforschen, das stille Sich-Vertraut-Machen
mit unseren Arbeitsmaterialien Wir haben uns damit auch zahlreicher Gestaltungsmöglichkeiten beraubt. Kein Mensch käme auf die Idee, von einem Komponisten zu verlangen, er solle seine Werke auf den stereotypen Klang von Fabrikinstrumenten einstellen. In der Malerei aber ist genau das seit 150 Jahren gang und gäbe, damals nämlich haben die Fabrikfarben Einzug gehalten in die Ateliers (vgl. hierzu Anita Albus, "Die Kunst der Künste", Eichborn 1997). Das Projekt "Slowpaint - Vom Baum zum Bild" hat zum Ziel die alte Kunst der Farbherstellung mit all ihren kreativen
Möglichkeiten wieder zum Leben zu erwecken.

PROJEKTVERLAUF
1. Suchen und (heraus)finden: Einführung in die Herstellung von Farben aus Pflanzen.
Recherche in Archiven und Familien zu Färberpflanzen. Bestandsaufnahme: Die Kinder finden heraus, welche der Pflanzen, die - wie sie durch eigene Recherche herausgefunden haben - für die Herstellung von Farbe geeignet sind, in Sprockhövel wachsen, z.B.
Löwenzahn, Kornelkirsche, Berberitze u.a. Mit diesen Pflanzen experimentieren die Kinder
und entwickeln Farben.

2. Buch und Datenbank erstellen: Die Ergebnisse ihrer Recherche und der Bestandsaufnahme halten sie in einem Buch fest. Gleichzeitig erstellen sie eine Computerdatenbank.

3. Anlegen eines Färbergartens: Buch und Datenbank bilden die Grundlage für die Planung und Pflanzung des Färbergartens.

4. Ein persönliches Kunstwerk schaffen. Der Umgang mit den vielen verschiedenen Pflanzenfarben inspiriert die Schüler/innen und weckt in ihnen den Wunsch, selbst kreativ zu werden. Das kann das Malen eines Bildes oder das Bauen einer (kleinen) Skulptur sein, aber auch das Gestalten eines Kleidungsstücks oder anderer Alltagsgegenstände. Wir unterstützen die Kinder und Jugendlichen dabei herauszufinden, was sie ausdrücken wollen, ein Konzept für ein persönliches Kunstwerk zu entwickeln und das auch umzusetzen.

5. Präsentation der Kunstwerke und des Färbergartens. Die Schüler/innen stellen ihre Kunstwerke aus und zeigen der Öffentlichkeit ihren Färbergarten.