Das Tanzprojekt mit der Anne-Frank-Gesamtschule Rheinkamp steht unter dem Arbeitstitel "Mein Herz der Stadt" und soll im Rahmen des Fachs DARSTELLEN & GESTALTEN durchgeführt werden.
Dieses Fach wird in der Regel doppelstündig im Vormittagsbereich unterrichtet.

Ausgehend von der Frage nach persönlichen Lieblingisplätzen der Schüler/-innen in ihrer Heimatstadt Moers, sollen sie sich mit dem Begriff HEIMAT und ihren vielschichtigen Definitionen auseinandersetzen.
Während sich die Schüler/-innen auf eine Entdeckungsreise durch die Stadt Moers aufmachen und mit Hilfe von Photos, Videos und Malerei ihre Lieblingsplätze dokumentieren, machen sie sich gleichzeitig im Unterricht auf eine tänzerische Expedition, ihre persönliche Definition von HEIMAT zu erforschen.
Durch angeleitete, tänzerische Improvisationen sollen sie sich Fragen, wie z.B "Welche Gefühle / Gedanken verknüpfe ich persönlich mit dem Begriff HEIMAT?" und "Fühle ich mich, obwohl ich bzw. meine Familie aus einem anderen Land/Kulturkreis komme, DAHEIM in Moers?", annähern und sich mit der Frage nach Identifikation auseinandersetzen, denn HEIMAT bedeutet nicht nur ein konkreter Ort, sondern auch ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Identifizierens.
In einem nächsten Schritt werden die von den Schüler/-innen gesammelten Lieblingsplätzen als lnspirationsquelle genutzt, um eigene Kurzchoreographien in Form von Duetten, Trios, etc. zu entwickeln, wobei das bereits gesammelte Bewegungsmaterial hier mit einfließen kann.

Die Schüler/-innen erhalten einen kurzen Einblick in Rudolf von Labans "Choreutik", indem sie sich mit den Begriffen von Raum/Kraft/Zeit und Fluss in kleinen Bewegungsstudien auseinandersetzen.
Ziel ist es, Schüler mit choreographischem Grundwissen auszustatten, um ihre persönliche Bewegungs- und Ausdrucksfähigkeit zu differenzieren.
Neben choreographischem Grundwissen ist es genauso wichtig, eine individuelle Tanz- und Bewegungssprache zu entwickeln und den Körper in seiner Bewegungsvielfalt als Sprachrohr einsetzen zu können. Hierbei spielen die Schulung der Körperwahrnehmung (kinästhetischer Sinn), Kräftigung der Muskulatur, Ausdauer und Fitness eine bedeutende Rolle, um Selbstvertrauen, ein positives Körpergefühl/Körperbild entwickeln und Eigenverantwortung übernehmen zu können. Die von mir verwendete Release-Technique als ein Form des Contemporary Dance, bietet vielfältige Möglichkeiten, positive Körper- und Selbstwahmehmung zu üben und zu verbessern, da diese Tanztechnik die Tänzer/-innen nicht in starre Bewegungsformen presst, sondern dazu ermutigt, persönliche Grenzen auszutesten, mit eigenem Körper und Fähigkeiten zu spielen und dazu anregt, Lösungsansätze zu erarbeiten, um mit eigenen Schwächen umzugehen.
Des Weiteren vereine ich in meinem Unterricht fundamentale Elemente der Contact Improvisation zu einer Contact Work — Einheit, die auf den 3 Beziehungsformen Sharing, Caring, Fight-Against basieren. Anknüpfend an die Contact Improvisation, bei der es um die aktive Entdeckung aller Bewegungsmöglichkeiten zwischen zwei und mehr Tänzern geht, geht es bei den Contact Work-Einheiten um Interaktion und Kommunikation. Dabei läuft Kommunikation auch auf nonverbaler Ebene ab — die Schüler/-innen sollen lernen, aufeinander zu hören (listening), sich respektvoll und vorsichtig zu begegnen und das Prinzip des Gewichtgebens und -nehmens unter Berücksichtigung der drei Beziehungsfomien zwischen den Tänzern zu erkunden. Ziele hierbei sind das Miteinander, Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein für sich und andere zu üben und sich mit Respekt und Rücksicht zu begegnen. Dadurch sollen auch Angst vor körperlicher Nähe und Berührungsscheu abgebaut werden und das Bewusstsein der Verletzlichkeit des Körpers geschult werden. Gerade auch für Jungen bietet sich hier die Gelegenheit, die Intensität ihrer Kräfte kennen- und einschätzen zu lernen.
Die erstellten Kurzchoreographien werden anschließend wie ein Puzzle zusammengefügt, die die vielfältigen Impressionen der
(Heimat-)Stadt Moers aufzeigen und als Reflektion über individuelle Lebensräume und den HElMATBegriff dienen.
Ziel ist eine Tanzperformance, zu der jeder einzelne Schüler nach seinem Können beiträgt — ob auf oder hinter der Bühne. Aufführungsort sollen ein Lieblingsplatz oder mehrere Lieblingsplätze der Jugendlichen sein, um die Verschmelzung von
„Abreise“ (Inspirationsquelle) und „Ankunft“ (Choreographien) zu zeigen.
Während des Projekts werden die Schüler/-innen angehalten, ein persönliches „Reisetagebuch“ zu führen, in dem sie ihre Impressionen, Ideen, Gedanken, aber auch Bewegungsmaterial und choreographische Sequenzen skizzieren und reflektieren können.

ZIELE
1.) TÄNZERISCHE ENTWICKLUNG
- Kennenlernen neuer Tanzrichtungen (Release, Contact Work)
- Erwerb choreographischen Grundwissens, um TANZ detaillierter beschreiben und bewerten zu können
- Körperliche Fitness und Schulung der Selbstwahrnehmung, um Freude an Bewegung zu entwickeln und
das Vertrauen in eigne körperliche Fähigkeiten zu verbessern
2.) PERSÖNLICHE ENTWICKLUNG
- Steigerung des Selbstwertgefühls durch das Experimentieren mit eigenem Körper und Fähigkeiten
- Klarheit in Bewegung und Wort / wissen um eigene Stärken und Schwächen, Wünsche, Pläne etc. und
diese präziser artikulieren können
- Selbstpräsentation
3.) ENTWICKLUNG DER GRUPPE
- Interaktionsfähigkeit, Teamgeist
- Diskussionsfähigkeit, konstruktives Feedback geben können
- Kommunikationsfähigkeit (zuhören etc.)
- Verantwortungsbewusstsein für sich und die anderen und das gemeinsam erarbeitete Ergebnis
- Zu sich, zur Gruppe, zum Ergebnis stehen können