In der heutigen Dauerpräsenz elektronischer Medien ersetzen Computerprogramme durch Schnelligkeit, visuelle Reize und Aktionen im virtuellen Raum scheinbar die Auseinandersetzung mit der realen Welt. Daher wird es immer wichtiger, Kindern Gelegenheiten zu sinnlichen Materialerfahrungen, „körperlichen“ Beschäftigungen mit den Dingen und unmittelbaren Wahrnehmungserlebnissen im realen Raum zu schaffen. Das Projekt ermöglicht Kindern, durch phantasievolle Aktionen, aufmerksame Wahrnehmungsschulung und das Erleben mit allen Sinnen eigene Lösungen zu entwickeln, sowie Kräfte und Selbstbewusstsein für das eigene Tun aufzubauen. Dabei wird hier die künstlerische Gestaltung nicht als Herstellung dekorativer Vorzeigeobjekte verstanden, sondern als Prozess der persönlichen Weltaneignung durch Neugier und Verwandlungslust.
Die Kinder werden sich im geplanten Kunstprojekt spielerisch mit verschiedenen Materialien auseinandersetzen, sie erfahren, „begreifen“, erforschen und handhaben Papier, Stoff, Holz, oder „Fundstücke“ werden erlebt und bearbeitet. Dabei können die Kinder verschiedene Zustände des Materials kennenlernen: Was macht Papier oder Pappe, wenn es nass wird, geknüllt, geschichtet, geknickt, zu Räumen gefaltet wird? Welchen Widerstand setzt mir ein Material wie Holz entgegen? Wie kann ich Material eine Form geben? Wo sind Wachstumsspuren, Öffnungen, Licht und Schatten, was bewegt sich und wie kann ich das darstellen? Nicht nur das entstehende Produkt ist wichtig, sondern der Weg dahin, die Tätigkeit mit den Dingen.
Die gewählte Thematik „Raum“ und die „Wahrnehmung der eigenen Person im Raum“ bietet den Kindern eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich gestalterisch auf Themen wie Enge/ Weite, Nähe/ Ferne, Hell/ Dunkel, Größenverhältnisse oder Bewegung im Raum einzulassen. Gedacht ist hier zum Beispiel an Arbeiten in Form von Collagen.
Ein wesentlicher Teil des Projektes ist auch die Wechselbeziehung zwischen dem eigenen gestalterischen Tun und dem Kennenlernen zeitgenössischer Kunst. So wird zusätzlich zum Arbeiten im Fachbereich Kunst der Schule auch die gemeinsame Arbeit in einem Künstleratelier, sowie (in den Ausstellungszeiten) auch das Arbeiten in den Räumen des Kunstvereins Unna möglich gemacht. Beide Lernorte sind gut von der Schule aus erreichbar. Den Auftakt der Ausstellungsreihe im Kunstverein machen zwei Künstler: Isa Dahl (Malerei) und Daniel Wagenblast (Skulptur). Gerade die Begegnung mit der Kunst in den Arbeiten dieser beiden Künstler ermöglicht es den SchülerInnen, einen kindgerechten Zugang zum Thema „Raum“ und „Der Mensch in seiner Welt“ zu bekommen. In der Malerei von Isa Dahl wird der Betrachter in eine Räumlichkeit aus Pinselstrichen förmlich hineingezogen. Energiegeladene Malstrukturen erzeugen Tiefe, Licht und Schatten. Bei den Skulpturen von Daniel Wagenblast „erwachsen“ die Gedanken dem Holz. Seine Figuren zeigen den Menschen im Bezug zur (technischen) Welt. Beide Kunstformen dienen den Kindern als Inspirationsquelle und Diskussionsanregung für die Auseinandersetzung mit der eigenen Welt. Darüber hinaus erleben die Kinder Kunstorte und soziale Rahmenbedingungen des Phänomens Kunst im eigenen städtischen Umfeld.
Ein wichtiger Bestandteil des Projektes ist die Präsentation der entstandenen Schülerarbeiten in den Räumen des Kunstvereins Unna. Das Projekt in seinen unterschiedlichen Entwicklungsstadien wird noch mal in seiner Ganzheit erfahrbar. Die Kinder erleben mitgestaltend die künstlerische Ausstellungspraxis und die Reaktion der Öffentlichkeit auf ihre Werke.