„Graffiti-Sprayer sind Egomanen".
Diese Aussage wagt der Künstler durch seine Erfahrungen mit der Szene zu behaupten und wenn er Sprayer persönlich mit ihr konfrontiert, geben sie ihm Recht.
Sie haben meistens Respekt vor den Arbeiten der anderen und es gibt einen Ehrenkodex, die Arbeiten der anderen Sprayer nicht zu übermalen. Sie arbeiten gerne nebeneinander (wenn sie befreundet sind), aber normalerweise nie zusammen an einem Bild.
Zu solch einem Vorhaben möchten wir die Sprayer des Berufskollegs Alsdorf einladen. Es soll sie aus ihrem „künstlerischen Einzelgängertum" herauslocken und dazu motivieren, gemeinsam mit Anderen, die die gleiche Leidenschaft teilen, ein Gemeinschafts-Wandbild zu realisieren.
Eine weitere Hürde stellt sich durch die Verantwortung, ein auf Langfristigkeit angelegtes Bild zu konzipieren, was über ihre persönlichen Themen hinaus zur Lebensphase „Berufskolleg" passt, damit sich möglichst viele Schülerinnen mit den Bildthemen und Inhalten identifizieren können. Letztlich soll es sich auch harmonisch in die Architektur des Gebäudes einfügen.
Alles in allem also eine echte Herausforderung, über die Grenzen des eigenen Egos hinaus zu schauen. Daher ist die freiwillige und klassenübergreifende Teilnahme an der Projektarbeit Voraussetzung, denn die beschriebenen Herausforderungen können nur konstruktiv gemeistert werden, wenn sich die TeilnehmerInnen auf diesen künstlerischen und kooperativen Prozess einlassen wollen.

Projektablauf:
Zu Anfang steht eine gemeinsame Ideenfindung und Brainstorming. Alle stellen ihre Ideen in Form von Skizzen dar und stellen sie anschließend den anderen Teilnehmerinnen vor.
Die Ideen werden - ohne sie nach gut oder schlecht zu bewerten - nach Themengebieten geordnet und auf ihre Ausdruckswirkung hin besprochen. Das Gesamtbild sollte einen konstruktiven, positiven und stärkenden Ausdruck bekommen. Danach wird die Bildkomposition - Vordergrund und Hintergrund besprochen. Beim Hintergrund sollte jeder/jede beteiligt sein und im Vordergrund kann jeder/jede ein gewünschtes Objekt integrieren. Das Ganze wird ebenfalls in einer Skizze festgehalten, die dann schon auf das Wandformat hin eingeteilt wird.
Wenn der Plan steht, wird die gesamte Wandfläche mit Fassadenweiß grundiert. Dann sprayen die TeilnehmerInnen vom Hintergrund zum Vordergrund die besprochenen Farbflächen und Motive auf die Wand. Währenddessen wird es immer wieder gemeinsame Bildsichtungen und Besprechungen geben. Insgesamt spielt der gruppendynamische Prozess eine nicht unerhebliche Rolle.
Nach der Fertigstellung wird das neue Wandbild der Schulgemeinschaft feierlich präsentiert.