Das Thema Natur mit all seinen Formen und Facetten ist stets ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit mit den Kindern und wird nun zum Mittelpunkt der choreographischen Recherche. Der Tanz zeigt seit seinen Ursprüngen ein starkes Streben nach der Natur. Sie zu imitieren, zu bewältigen, zu lieben ist ein grundlegendes Bedürfnis aller Völker. Es gibt kein Naturphänomen im Leben der Urmenschen, das nicht auch tänzerisch zelebriert wurde.
Diese Art von imitatorischer Verarbeitung des Erlebten zeigt sich wie eine Art Verwandlung: Einmal wird der Mensch im ritualen Tanz zum (von ihm selbst) gejagten Tier, ein anderes Mal bittet er die Götter tanzend um Regen. Kindern fällt es sehr leicht, sich in die Natur hineinzuversetzen. Sie zeigen Neugier für alle Lebewesen, Pflanzen, die kleinsten Elemente und die größten Phänomene. Erstaunliche Ergebnisse sind entstanden, als ich meine Schüler dazu brachte, die langsam und zäh fließende Bewegung der Lava nach einem Vulkanausbruch darzustellen oder die Wellen der Meere ... ebenso fröhlich und in Sachen Choreografie sehr ergiebig geraten Aufgaben wie die Darstellung der Lebensphasen Larve, Kokon und dann endlich Schmetterling. Im Laufe des Projektes möchte ich auch die unsichtbare Seite der Natur den Kindern nahe bringen, die Welt der Mikroorganismen und Zellen: Teilung, Vereinigung, Vermehrung, Entstehung und Heranwachsen von Leben. Das alles wird anhand von Bildern, Büchern und konkreten Beispielen der Ausgangspunkt und die Inspiration für unser Bewegungsmaterial. Durch die spielerische und ganz unmittelbare körperliche Erfahrung werden sich diese Themen den Kindern ganz anders einprägen als "nur" durch den intellektuellen Zugang. Von der Anfangs-Inspiration zur Improvisation werden wir choreographische Strukturen entwickeln, die in der Endphase regelmäßig von einem Filmemacher dokumentiert und zu einem experimentellen Kurzfilm verarbeitet werden, der dann vor Publikum präsentiert wird.