Sportler, Musiker, Models und Schauspieler sind die Idole unserer Tage. Wir schauen zu den Starken, Reichen und Schönen auf. Schon immer gab es bewunderte Helden und Schönheiten. Diese Vorbilder und Idole sind jedoch unerreichbar. Aber wie gehen Jugendliche damit um, dass sie selbst nicht zu den Starken, Reichen und Schönen gehören, dass sie nur durchschnittlich sind und ein eher langweiliges Leben führen? Eine reale Person kann man aber nur bewundern.
In der Phase der Vorpubertät probieren die Jugendlichen sich aus. Sie fantasieren, aber in Wirklichkeit passiert noch gar nichts. Sie leben im Geiste Dinge aus, die sie sich noch nicht trauen würden. Jugendliche am Anfang der Pubertät, die sich auf der Suche nach der eigenen Identität befinden, beschäftigen sich deshalb heute mehr mit Idolen der Superhelden ihrer eigenen Welten aus Computer- und Videospielen, Comics und Fantasyfilmen. Mit diesen können sie sich identifizieren und sie als Vorbild betrachten, dem sie nacheifern und das sie darstellen möchten. Indem sie in die Rolle einer virtuellen, nicht realen Persönlichkeit schlüpfen, der sie nach Belieben erwünschte Fähigkeiten und Charaktereigenschaften verleihen können, werden sie zu etwas Besonderem, fernab der (vermeintlichen) Durchschnittlichkeit der Realität. Auch der Schüchterne kann zum Superhelden werden. Das hilft den Jugendlichen bei der Entwicklung ihrer verwundbaren neuen Persönlichkeit, die sich gerade erst langsam herausschält. Das Idol ist nur ein kleines Zerrbild des inneren Selbst, das gerade heranreift. Sie entwerfen ein Bild von sich selbst und projizieren es auf ihr Idol. Unter diesem Schutzmantel kann sich die eigene Persönlichkeit formen. Da die meisten Jugendlichen einer Altersgruppe mit den Figuren, deren Sprache, Gewohnheiten, Aussehen, Charaktereigenschaften, Fähigkeiten, Kostümierung und deren Geschichten vertraut sind, können sie sich durch diese Fantasiewelten innerhalb einer Gruppe ausleben und dadurch Bestätigung und Aufmerksamkeit finden. Auch grenzen sie sich damit vom Erwachsenenleben ab, da Erwachsene hierzu nur schwer Zugang finden.
Um sich jedoch richtig in diese Rolle hineinversetzen zu können, bedarf es auch eines passenden Outfits. Dazu gehört nicht nur ein Kostüm, sondern auch Schminke, Kopfbedeckungen, Fantasieaccessoires usw. Hierbei ist der eigenen Fantasie keine Grenze gesetzt. Da man solche Kostüme jedoch nicht kaufen kann, suchen immer mehr Jugendliche nach Möglichkeiten der eigenen Herstellung, um sich mit eigenen Ideen kreativ austoben zu können. Deshalb möchte ich mit Schülern achter Klassen Ihre eigenen Wunschkostüme nach ihren eigenen Ideen und Vorstellungen umsetzen. Sie sollen sich mit einer Fantasiepersönlichkeit ihrer Wahl auseinandersetzten und diese als Kostüm mit Accessoires für sich selbst gestalten. Dabei lernen sie zum Einen Grundkenntnisse handwerklicher Fähigkeiten in der Kostümherstellung auch aus ungewöhnlichen Materialien, Durchhaltevermögen und Ausdauer, aber auch den Respekt vor der eigenen aufwändigen, zeitintensiven und kostbaren Wertschöpfung und vor der Arbeit der Anderen. Das Umsetzen vom eigenen Entwurf zum fertigen, selbst erstellten Kostüm soll das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen unterstützen und stärken und die eigene Kreativität fördern. Ziel soll eine eigene Modenschau und eine eigene Fotostrecke sein.