Das Projekt mit sehbehinderten Kindern und Jugendlichen ist ein Experiment, das die Verbesserung der Wahrnehmung der sehbehinderten Akteure zum Ziel haben soll. Die Theaterarbeit impliziert auch immer eine Verbesserung der kommunikativen Fähigkeiten, des Selbstbewusstseins und der persönlichen Ausdruckskraft der Schülerinnen und Schüler. Durch Improvisationen sowie stimmlicher und körperlicher Theaterarbeit sollen die allgemein kommunikativen Fähigkeiten verbessert und verstärkt werden. Die kontinuierliche wöchentliche Arbeit soll nicht nur eine schulische Abwechslung bieten, sondern - in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Lehrern der Schule - auch eine Förderung der sinnlichen Wahrnehmungen bewirken. Gerade bei sehbehinderten Menschen ist häufig ein zu vorsichtiger, ängstlicher Umgang mit der Umwelt zu beobachten. Ziel und Hoffnung dieses Projektes sind daher neben dem Abbau von Ängsten auch mutigere Formen der Kommunikation und selbstbewussteren Umgang der Schülerinnen und Schüler für den Alltag zu erreichen. Die Konzentration auf das Medium Theater soll hierbei den schützenden Raum bieten. Im generell empirischen Sinne ist diese genannte Verbesserung auch bei nichtbehinderten Menschen zu sehen, sodass - mit der nötigen pädagogischen Sorgfalt - die Theaterarbeit hier eine große Chance bieten kann, neue Formen des Ausdrucks für die unterschiedlichen Persönlichkeiten in Bezug auf Ihre Behinderung zu finden.
Das Projekt soll sich auch mit der Identifikation der Schülerinnen und Schüler mit ihrer Bildungseinrichtung beschäftigen. Als Idee den Namensgeber der Schule (Johannes Kepler) kennenzulernen und zu würdigen wäre ein Theaterstück über die Möglichkeiten der Wahrnehmung von Zeit und Raum nicht uninteressant. Etwa das “Leben des Galileo“, der sich, wie Kepler auch mit dem Sehen beschäftigte und dennoch erblindete oder auch die Beschäftigung mit Albert Einsteins Theorien soll heißen: gesucht wird die Lücke, die zu schließen ist, um aus einem wenig ausgebildeten Sinn die anderen umso mehr zu stärken. Was sehe ich wirklich mit den Augen und was sehe ich mit allen Sinnen, wie interpretiere ich Gelerntes und was ist die allgemeine Sicht, was aber dagegen die individuelle? Dies ist im intellektuellen, wie auch im metaphysischen Sinne gemeint. Die “Qualität“ der Einschränkung kann durchaus viele kreative Potentiale bürgen. Das aber muss jungen sehbehinderten Menschen auf vielen verschiedenen Ebenen vermittelt werden.
Das Theater und sein schützender, “heiliger“ Raum soll für dieses Projekt den Rahmen
bieten.
Die Freiheit und die Regeln der Bühne sollen neue Räume der zwischenmenschlichen
Kommunikation und der individuellen Kreativität fördern und freilegen.