Dieses Projekt ist ein Spiel mit offenem Ausgang...
Theater und Schauspiel ist die Kunst sich einen Text anzueignen, auswendig zu lernen und ihn so zu sprechen, dass die Zuhörer denken, er würde gerade von der Figur auf der Bühne gedacht werden und in dem Moment entstehen. Der auswendig gelernte Text wird lebendig. Was aber, wenn alle Spieler auf der Bühne unterschiedliche Sprache sprechen, sich die TeilnehmerInnen nicht kennen, aus völlig unterschiedlichen Lebenssituationen kommen und eine Kommunikation durch Texte in der deutschen Sprache kaum möglich ist?
Die Schülerschaften einer internationalen Förderklasse ist sehr heterogen. Zum einen gehören die Muttersprachen unterschiedlichen Sprachfamilien an, was den Zugang zur deutschen Sprache unterschiedlich leicht fallen lässt. Zum anderen ist die private Situation der Schülerinnen und Schüler sehr different. Manche leben als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Deutschland und flohen aus ihren kriegsgebeutelten bzw. diktatorisch regierten Heimatländern. Andere SchülerInnen sind vielleicht mit ihrer Familie als Wirtschaftsflüchtlinge nach Deutschland gekommen. Einige Familien kamen nach Deutschland, weil die Eltern hier Arbeit gefunden haben.

Ziel des Projektes ist es, mit theaterpädagogischen und schauspielerischen Mitteln eine Kommunikationsform zu finden und Situationen zu erschaffen, die sich theatral für die Bühne vergrößern lassen. Es sollen alltägliche Situationen geschaffen werden, in denen die SuS üben können, sich vorzustellen, zu sagen, wo sie herkommen und wo sie wohnen, sich verständlich zu machen und so Ängste abzubauen und das Selbstbewusstsein für ähnliche Situationen zu stärken. Der Freiraum den das Theaterspielen bietet, kann auch genutzt werden, um außerschulische Fragen durchzuspielen: wie war es, als du nach Deutschland gekommen bist? Was hast du mitgebracht an Musik, Erinnerungen, Ängsten, Vorurteilen, Hoffnungen?

Ganz nach der alten Schauspielerweisheit "Du hast ein Problem, dann kannst du spielen" soll es auch um Missverständnisse gehen. In dem Problem, sich nicht verständlich zu machen, liegt ein großes Potential an Dramatik, Trauer und Komik.
Der Fokus der kognitiven Wissensvermittlung im Schulalltag soll so für die internationalen Schülerinnen und Schüler um eine ästhetische Komponente erweitert werden, die leider viel zu häufig in den Hintergrund rückt. Der große musisch-ästhetische Erfahrungsschatz, den die einzelnen Schülerinnen und Schüler mitbringen, bleibt häufig im Verborgenen, da die gemeinsame Sprache als Medium fehlt. Der theaterpädagogische Ansatz bietet eine ideale Möglichkeit für die Schülerinnen und Schüler „von sich zu erzählen", ohne die deutsche Sprache zu benötigen. Dies ist ein erster Schritt in eine Integration in die (Schul)Gesellschaft, da am Ende des Projekts eine Aufführung für die Wertschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sorgt.