Ziele, Methoden und Merkmale des Projektes

Ein Schüler der Comenius-Schule, antwortete auf die Frage, was er sich im neuen Schuljahr wünsche: "Ich möchte eine Theatergruppe finden."
In dieser Aussage sind bereits alle wesentlichen Merkmale des Projektes enthalten:
Der Schüler artikuliert ein ihm wesentliches Bedürfnis: Er möchte in einer Theatergruppe eine Rolle spielen - vielleicht anders als sonst im Alltag. Die Vorstellung, spielerisch ins Gewand einer anderen Person zu schlüpfen, erscheint ihm aufregend.
Die Praxisrelevanz springt sofort ins Auge: Der Wunsch offenbart einen deutlichen Situations- und Gesellschaftsbezug, es geht um Lebenswirklichkeit als Ausgangssituation, an der anzuknüpfen ist, und um den Wunsch nach Veränderung.
Der Schüler muss einen Text lernen und schließlich frei sprechen, klar und verständlich, laut genug, er muss den Inhalt verstehen und darüber sprechen können, ein Kostüm beschaffen/herstellen, vielleicht helfen beim Bühnenbild. Er muss Gefühle als ein anderer transportieren. Er will sich verbessern, die Rolle perfekt darstellen und sich schließlich am Beifall erfreuen.
Bevor das Stück auf die Bühne kommt, müssen die Schauspieler - Unlustgefühle und innere Widerstände eingeschlossen -, wöchentlich regelmäßig am Nachmittag proben, Vorschläge machen und begründen, Konflikte und Kritik aushalten, dasselbe von anderen erwarten, Kompromisse finden, anderen helfen und sich helfen lassen, sich durchsetzen und zurücktreten. Sie treten mit anderen ein in einen von außen initiierten Prozess des handlungsorientierten Lernens. Der Gruppenprozess gibt ihnen neue Möglichkeiten der Selbsterfahrung und des Erlebens, der Auseinandersetzung mit anderen bei der Bearbeitung der gestellten Aufgabe.
Die zu lösende Aufgabe: Einstudieren und Aufführen des Theaterstückes "Peter Squentz oder Der König kommt!".
Beim Lernen durch gemeinsames Handeln wird es um Selbstbestimmung, demokratisches Verhalten und damit auch um die Befähigung zur Bewältigung zukünftiger Lebenssituationen gehen. Auch für die Lehrenden wird diese Situation neu sein, sie werden ebenfalls Lernende sein.
Das Projekt ist ausgerichtet auf eine qualitativ veränderte Lebenswelterfahrung und Lebensbewältigung der Gruppenmitglieder der Förderschule und des Gymnasiums.
Bisherige Erfahrungen, Einstellungen und Verhaltensweisen werden überprüft, revidiert und "verbessert" durch gemeinsam gestaltete Handlungen. Die denkende Verknüpfung auf der Grundlage der gesammelten Erfahrungen soll die Schüler zu "erwünschten" Handlungsweisen befähigen, insbesondere im Zusammenleben mit Mitgliedern unterschiedlicher soziokultureller Gruppierungen und Milieus, Nach der "Methode der bildenden Erfahrung" (John Dewey) ist eines der zentralen Lernziele, das die Förderschüler und die Gymnasialschüler erreichen sollen, die Entwicklung der Bereitschaft und Fähigkeit zur Empathie. Wesentlich hierfür sind vor allem drei Merkmale:
a) der Sozialbezug, der viele verschiedenartige Interaktionsformen zulässt,
b) der mehrdimensionale Lernbezug, der unterschiedliche Lernzielebenen vereint (kognitiv, affektiv-emotional, psychomotorisch, sozial/pragmatisch) und
c) die (didaktische) Reduktion einer komplexen Welt in einer erfahrbaren Arbeitswirklichkeit, in der Gemeinschaft.
Der gesteuerte Handlungsprozess als Arbeiten, Spielen, Diskutieren, (sich) Präsentieren usw. ist gleichermaßen partizipatorisch und emanzipatorisch angelegt.