Mobbing ist unter Kindern und Jugendlichen ein Thema mit wachsender Präsenz. Durch Verbreitungsmöglichkeiten über das Internet via Facebook oder Ähnliches stehen junge Menschen heute unter großem seelischen Druck. Was Ausgrenzung mit jedem einzelnen macht und was man beim Spiel mit der Macht über Andere empfindet lässt sich im Rollenspiel mit größerer Intensität erfahren als in Gesprächen. Die damit verbunden Emotionen können auf der Bühne gezeigt und beim Zuschauer geweckt werden. Das Gespielte enthält eine Botschaft oder anders ausgedrückt: Die Akteure machen eine Aussage und vermitteln so ihre Sicht zum Thema Ausgrenzung. Im Spiel nehmen sie die gegensätzlichen Positionen ein, sind mal Täter, mal Opfer.
In ersten spontanen Improvisationen ist es den Akteuren möglich, mehr von sich zu zeigen und gleichzeitig hinter der eigenen fiktiven Figur zu bleiben.
Im nächsten Projektabschnitt wird an der Idee für das Theaterstück gearbeitet.
Die Kinder ziehen sich farbige T-Shirts über und entwickeln in diesen Farbkombinationen Spielszenen, in denen sie nun im Sinne ihrer Farbe agieren und argumentieren müssen.
Beispiel: Rot ist dominant, grün ist allein, blau ist größer als rot und hat darum die meiste Macht. Auf diese Weise wird das Thema visuell erfahrbar. Durch die Abstraktion werden die vielen möglichen Mobbing-Gründe nun auf Farben reduziert. Dadurch werden nicht klassische Ausgrenzungskriterien wie Herkunft oder Kleidung Vorschub geleistet. Aus den Improvisationen werden dann die besten Szenen schriftlich festgehalten. Es ist Teil meines Konzeptes, dass es höchsten ein Grundgerüst für das Stück gibt. Den Verlauf der Handlung sowie die Texte verfasse ich zusammen mit der Gruppe. Erst danach werden die Rollen verteilt und das Stück im Ganzen geprobt. Dadurch, dass die Kinder am Entstehungsprozess beteiligt sind, identifizieren sie sich in hohem Maße mit dem Stück und seinen Inhalten. Entsprechend groß ist ihr Engagement, welches über den Zeitraum eines Schuljahres zu halten gilt. Der Fokus liegt bei diesem Projekt auf den darstellenden Fähigkeiten sowie der Fertigkeit, eine Idee in ein Bühnenstück zu kleiden. Kulisse und Requisiten spielen eine untergeordnete Rolle. Vielmehr beschäftigt sich die Gruppe mit Themen wie diesen: Welche Aussage wird angestrebt? Soll das fertige Stück eine Perspektive aufzeigen und wenn ja, welche? Wie können wir als Akteure unsere Ausdruckskraft steigern? Arbeiten wir mit Komik? Das Theaterstück soll anderen Schülern vorgeführt werden, da sie das Thema meist unmittelbar betrifft.
Die Arbeit zum Thema Mobbing kann für das Publikum Anlass werden, sich ebenfalls Gedanken zu machen und darüber zu sprechen. Die Teilnehmer des Projektes erfahren auf diese Weise, was Theater bewegen kann und wie sie selbst als Akteure durch ihr Spiel berühren können.