Die Projektarbeit "Geschichten.Schatz" gestaltet sich nach folgenden Leitideen:
1. Fragen des Lebens junger Menschen aufspüren und durch das Spiel Antwortmöglichkeiten erproben: Das Stück besteht aus elf einzelnen Geschichten, deren Gemeinsamkeit es ist, Fragen in den Fokus zu rücken, deren Beantwortung in Zeiten von Vielfalt und Heterogenität nicht leicht ist. Vielmehr muss sich das Individuum selbst entscheiden, und je nachdem, wie es sich entscheidet, bildet es seine Persönlichkeit mehr und mehr aus und entwickelt eine selbst bestimmte Identität. Beispiele solcher Fragen sind:
"Welchen Sinn hat es, ein Risiko einzugehen?", "Wie fühlt es sich an, wenn man sich 'richtig' fühlt?" oder auch "Wenn ich Wünsche habe, wie weit gehe ich, um diese zu erfüllen?"
Jeder Geschichte ist eine Frage zugeordnet, welche durch die Inszenierung fokussiert wird, wobei die dargestellten elf Geschichten offen genug bleiben, um die Zuschauer auch ohne die 'pädagogische Konnotation' einfach unterhalten zu können.
2. Im Schutzraum spielerischer Auseinandersetzung und fantastischer Spielräume Möglichkeiten und Wirkungen erproben: Wenn es auch um wichtige Lebensfragen geht, so soll den Spielern doch ermöglicht werden, sich mit ihnen zwar sehr ernsthaft, aber auch spielerisch und in einem geschützten Raum auseinanderzusetzen, so dass verschiedene Handlungsweisen erprobt werden können, ohne direkt Auswirkungen in der Realität befürchten zu müssen. Das spielerische Tun wird so zu einer Art "Proberaum" für die Wirklichkeit. Dabei hilft es, sich in vielfältigen Formen des Spiels zu versuchen (weshalb wir jede Geschichte anders inszenieren, z. B. als Menschenkasperletheater, als Stummfilm-Spiel, als Bewegungsheater, als Dialog von Mensch und Instrument etc.) und solche Geschichten zu erzählen, die gerade nicht aus der direkten Lebenswelt der Spieler entspringen, die also zeitlos oder fantastisch sind, in fernen Welten spielen oder auch durch Fabelwesen belebt werden.
3. Vielfalt ernst nehmen und Vielfalt gestalten: Ganz im Sinne der Projekt-Leitidee steht ferner, Vielfalt als Chance zu begreifen und sie deshalb zu gestalten. Die Spielergruppe ist interkulturell zusammengesetzt, die ausgewählten elf Geschichten repräsentieren die Vielfalt der menschlichen Fragestellungen u. Handlungsmöglichkeiten.
Die Entscheidung, die einzelnen Geschichten jeweils künstlerisch eigenständig umzusetzen, garantiert zudem eine künstlerische Formenvielfalt. Darüber hinaus sind die Entwicklungsprozesse für die einzelnen "Stücke im Stück" als vielfältig anzusehen, da die Spieler in kleinen selbstgewählten Gruppen arbeiten. Sie erproben Gestaltungselemente, Bewegungsabläufe, suchen eigenverantwortlich für sie passende Spiel-Rollen und beteiligen sich intensiv an der Umarbeitung der Prosa-Texte zu dramatischen Texten. In allen Bereichen des Gesamtprozesses also agieren unsere Spieler in hohem Maße eigenaktiv, und selbst bestimmt, es wird ihnen "zugemutet", wichtige künstlerische Entscheidungen zu treffen, zu gestalten und zu verantworten - und daran zu wachsen.