Die gewählte Altersgruppe, Teilnehmer der 2. und 3. Klasse macht im nächsten
Schulhalbjahr einen großen Anteil der OGS-Schüler aus. Der Anteil der Jungen dieser Altersgruppe beträgt 70 % und ein Großteil von ihnen hat einen Migrationhintergrund. Erfahrungsgemäß bringen die Schüler des Stadtteils Kirchlinde keine bzw. kaum Erfahrung mit dem Medium Theater und ein geringes Interesse an Literatur mit. Der Einstieg in das Projekt erfolgt daher für die Teilnehmer niederschwellig über die Beschäftigung mit Drachen, die Kraft und Stärke ausdrücken, und dem Thema „Kämpfen“.
Der Drache begegnet uns im Alltag als Emblem auf Wappen und Fahnen sowie in Fantasybüchern und Computerspielen. Zum Einstieg machen sich die Teilnehmer ein Bild des mystischen Wesens, welches häufig mehrere Köpfe hat, in Höhlen wohnt, Schätze behütet und die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Er kann fliegen, schwimmen und Feuer speien. Die Eigenschaften des Drachen werden in Bewegungs-, Ausdrucks- und Abenteuerspielen erprobt, bspw. wird die alte Kirche neben der Schule in eine Drachengeschichte eingebunden und es wird eine Schatzreise mit Erkundungstour zu dieser Umgebung vorgenommen. In dieser Phase wird angestrebt, eine feste, dynamische Gruppe zu bilden und die Kooperationsfähigkeit der Teilnehmer zu stärken. Die Neugierde an Geschichten wird geweckt und die Teilnehmer entdecken persönliche Anknüpfungspunkte an Drachengeschichten. Der Kampf mit dem Drachen ist ein zentrales Motiv von Drachenmärchen. Insbesondere Jungen, aber auch Mädchen haben das Bedürfnis untereinander Kräfte zu messen. Meist wird dies auf dem Schulhof ausgetragen, nicht immer fair. Im Rahmen des Projektes üben wir das Ringen und Raufen nach den Fairplay-Regeln. Im Anschluss werden kämpferische Szenen für die Bühne inszeniert. Somit erleben die Teilnehmer Anforderungen wie Mut & Ausdauer sowie der Überwindung von Hindernissen im spielerischen Umgang mit dem Geschichtenstoff im geschützten Rahmen. Die Teilnehmer erleben einen positiven Umgang mit Kraft, das Selbstwertgefühl der Teilnehmer wird gestärkt und ihr Körperbewusstsein gefördert. Der Kampf mit dem Drachen und der Sieg über ihn wird in der Symbolik des Märchens als Initiationsritual gedeutet. Im Anschluss wird der Held mit der schönen Prinzessin vermählt. Das persönliche Glück im Heiraten zu finden, ist für Kinder in der heutigen Zeit überholt. Jedoch beschäftigt sie die Frage „wann werde ich erwachsen sein?“, da sie in der heutigen Gesellschaft nicht mehr so eindeutig zu beantworten ist. Die Vorstellungen der Teilnehmer, was für sie erstrebenswerte Momente und Ziele sind, werden persönlich wie auch kulturell sehr verschieden und vielfältig ausfallen. Sie werden in der Gruppe herausgearbeitet und gestalten den Ausgang der Geschichte.
Künstlerischer Ansatz
Ein Warm up mit verschiedenen Schwerpunkten je nach Arbeitsphase aus Bewegungsspielen, Übungen zu Körperausdruck, Sprache und Improvisation sowie Spiele zur Stärkung der Gruppendynamik führt jede Einheit in die Arbeit ein. Hierdurch wird eine Basis für das darstellende Spiel gebildet. Es werden Geschichten vorgelesen und Phantasiereisen zu den Wäldern, Schlössern und Burgen der Geschichte unternommen. Das Interesse an Geschichten und am eigenen Lesen wird durch die gemeinsamen Erlebnisse mit dem Geschichtenstoff gefördert. Beliebte Teile von Geschichten erspielen sich die Teilnehmer frei improvisiert. Hierdurch werden eigene Ideen der Teilnehmer freigesetzt und im szenischen Spiel erprobt. In dieser Arbeitsphase sammelt die Gruppe über kreative und assoziative Techniken Material für ihre Präsentation bzw. die spätere Aufführung. Die sprachliche Ausdrucksfähigkeit wird durch freies Erzählen gefördert, die Kommunikation untereinander und das Miteinander Arbeiten wird eingeübt.
Objektgestaltung & Bespielung
Die Teilnehmer des Projekts werden in die Kostüm- und Requisitenherstellung einbezogen. In einer mehrwöchigen Aktion wird gemeinsam ein großes Drachekostüm für die Aufführung hergestellt, welches durch mehrere Personen bespielt wird. Die Darstellung eines großen Drachens wird mit der ganzen Gruppe im Rahmen einer Bewegungschoreografie vorgenommen. Dies stärkt die Gruppenwahrnehmung und die Fähigkeiten der Teilnehmer miteinander zu arbeiten. Zeitplanung
Das Projekt wird zum Halbjahreswechsel für interessierte Kinder geöffnet und
schließt für diejenigen Kinder ab, die nicht mehr teilnehmen wollen. Durch die
Freiwilligkeit der Teilnahme wird eine Motivation gewährleistet und ein für die Zielgruppe angemessener Rahmen gestaltet, sich verbindlich für die Teilnahme am Projekt zu entscheiden. Zu der Arbeitsphase im ersten Halbjahr wird eine Abschlusspräsentation veranstaltet, zum Ende des Schuljahres findet eine szenische Lesung statt, die auf den Ergebnissen des ersten Halbjahres aufbaut.