Im letzten Jahrzehnt hat die Gründung von Samba-Gruppen an Schulen einen großen Aufschwung erfahren. Die Band bildet eine Gemeinschaft, in der jede Instrumentenstimme gleich präsent sein muss. Der Leiter der Band gibt musikalische Zeichen für
Rhythmenwechsel oder für Dialoge zwischen einer Solo-Trommel und der Band. Eine Besonderheit bei Samba-Rhythmen sind die Frage-Antwort-Breaks, die durch bestimmte Signal-Rhythmen eingeleitet werden. Die Samba-Band ist durch die verwendeten Instrumente beweglich, man braucht keinen Konzertsaal oder eine feste Bühne. Inzwischen aber gibt es kein Straßenfest oder keinen Umzug ohne Samba-Gruppen, alle südamerikanischen Rhythmen scheinen gespielt, das musikalische Potenzial der Richtung erschöpft zu sein.
Ein Prinzip von Samba-Gruppen ist aber noch weitgehend ungenutzt und lässt sich sehr gut für die Gründung eines internationalen Trommelorchesters mit Schülern benutzen: Das ist das Funktionsprinzip und die Zusammensetzung von Samba-Bands. Nicht ein einzelner Spieler oder Solist liefert den Rhythmus, sondern der Gesamtrhythmus wird in kleine Einheiten aufgeteilt und als Einzelstimmen von verschiedenen Instrumentengruppen gespielt. Der Gesamtklang und -rhythmus, der Groove, entsteht erst durch das Zusammenwirken aller Einzelstimmen. So hört man im Grunde eine Spiegelung eines europäischen Symphonieorchesters, das auf einen einzigen musikalischen Parameter, den Rhythmus, reduziert ist. Die Komplexität symphonischer Musik wird für SchülerInnen praktisch erfahrbar und damit durchschaubar.

Das Projekt “Connected Music“ verbindet das rhythmisch-polyphone Prinzip von Samba-Bands mit traditionellen Rhythmen aus den Herkunftsländern der SchülerInnen und rhythmischen Elementen aus zeitgenössischen populären Musikstilen. Rhythmen zum Beispiel aus der Türkei und dem Balkan, aus HipHop, Pop/Rock-Musik, Funk usw. werden analysiert, in einer mehrstimmigen Rhythmus-Partitur in ihre Bestandteile zerlegt und auf Einzelstimmen verteilt, die von den verschiedenen lnstrumentengruppen gespielt werden. Durch diese Adaption entwickelt sich eine neue Art von Percussionsorchester. Die SpielerInnen können kleine Choreographien einüben und durch Bewegungen ihre Trommelstimme unterstreichen.
Die Strukturen einer Samba-Band werden genutzt, gespielt wird aber nicht typisch brasilianische Musik, sondern Weltmusik.

Das Projekt “Connected Music“ regt Jugendliche an, Musik zu machen und ermöglicht eine Art musikalische Integration. Jede/r SchülerIn bringt sich mit seinen Ideen und seinen Fähigkeiten ein und tritt mit den anderen Teilnehmern über das gemeinsame Musizieren in einen kommunikativen Austausch. Durch die Mischung der verschiedenen Kulturen und Identitäten der SchülerInnen entsteht eine neue Gemeinschaft. Das Trommelorchester wird zum musikalischen Abbild der Nationalitäten-Mischung.