Immer weniger Eltern lesen ihren Kindern vor. Dadurch können sich Imaginationskraft und Ausdrucksvermögen der Kinder nicht optimal entfalten. Ihre eigene Sprachfähigkeit verkümmert durch die Präsenz der Medien und das geschriebene Wort, jenseits von SMS
und e-mails, verliert zunehmend an Bedeutung. Märchen geraten in Vergessenheit. Das Projekt fördert durch die Auseinandersetzung mit einem Märchen die Sensibilität für Sprache und Ausdruck. Durch die spielerische Beschäftigung mit der deutschen Sprache wird das Interesse der Kinder geweckt. Sie bekommen ein Gespür dafür, wie Sprache wirkt, sich wandelt, aber auch, was Sprache ihnen an Ausdruckmöglichkeiten bieten kann.
Spaß am Formulieren und den Umgang mit Sprache auf der Bühne wie Reimen,
chorisches Sprechen oder das Aufeinandertreffen verschiedener Sprachebenen sind Aspekte die im Projekt vertieft werden. Im Märchen geht es um Riesen und Helden,- um Mut, Stärke und Selbstvertrauen. Die Lust, sich zu messen und eigene Stärken in den Vordergrund zu stellen wird vor allen Dingen Jungen begeistern, die meistens wenig Interesse am Theaterspiel zeigen. Anstatt sich zu entziehen und dem Druck auszuweichen, sollen sie sich präsentieren, dürfen sie cool und witzig sein und sie dürfen ihrem Bewegungsdrang folgen.
Dabei lernen sie, die Ausdruckskraft von Körper und Stimme gezielt einzusetzen.
In ersten pantomimischen Rollenspielen und improvisierten Szenen nähern die Kinder sich an die Geschichte vom tapferen Schneiderlein an. Sie entscheiden, welche Elemente vertieft werden sollen und wie sie diese dramaturgisch umsetzen wollen. Das biographische Theater bietet ideale Ausdrucksmöglichkeiten, eigene Erlebnisse und Erfahrungen darzustellen zum Beispiel zur Frage: Was kann ich gut? Worin bin ich
unschlagbar? Bin ich tapfer? Durch Gespräche über das zentrale Thema des Märchens findet eine Auseinandersetzung
mit dem Thema Mut statt. Die Ergebnisse werden spielerisch in Szene gesetzt und liefern die Aussage des Stückes. Ist es wichtig ein Held zu sein und wieso überhaupt? Je nach Neigung der Kinder werden die zeitgenössischeren Helden (Spiderman, Superman) unter die Lupe genommen.
Was zeichnet einen Helden aus? Womit beeindruckt der Schneider? Da für die Aufführung des Stückes notwendigen Requisiten und Kostüme sollen im
Wesentlichen von den Kindern organisiert und gefertigt werden. Zum Beispiel können Masken aus Papp-Machee in Gruppenarbeit hergestellt werden. Die Ergebnisse sollen eine improvisierte Ästhetik behalten, die Kinderhandschrift zu erkennen sein. Hierdurch wird die Identifikation mit dem Kostüm und damit der Rolle noch verstärkt. Das fertige Stück sollte auf jeden Fall einer Öffentlichkeit präsentiert werden.