Viele SchülerInnen stellen sieh vor, später einmal bei Polizei, Militär oder beim Geheimdienst zu arbeiten. Für viele SchülerInnen haben Helden wie Superman, Lara Croft, Batman oder andere Figuren eine Idol-Funktion, sei es auch nur für eine begrenzte Phase.
Ein Held zu sein hat viele Anreize, ein Held zu sein ist toll. In einer Schule, in der es u. a. um die Aufgabe geht, emotional auffällige Kinder dahingehend zu fördern, dass sie sich „normal" im Sinne von „sozial angepasst" verhalten, bietet eine Heldenrolle für ein Kind eine gute Möglichkeit, über sich hinauszuwachsen. Es kann seinen Sehnsüchten nach Stärke und Unverletzlichkeit in der Heldenrolle eine Form geben.

An diesem Punkt setzt das Theaterprojekt an. Es ermöglicht den SchülerInnen, auf der Bühne Helden zu sein, Mut und Stärke zu zeigen. Doch auch die andere Seite des Heldentums soll beleuchtet werden, Angst haben, verletzlich sein, Scheitern. Im Rahmen solcher äußerlich gegebenen szenischen Vorgaben liegt der Fokus in erster Linie bei den Emotionen. „Wie fühlt sich das an, zu versagen? Wie fühlt sich das an, ein Held zu sein?"

So können auch die eigenen Unsicherheiten oder die Angst, zu scheitern im Rollenspiel(en) ausprobiert werden, ohne selber angreifbar zu werden. Durch die Möglichkeit, in verschiedenste Rollen schlüpfen zu können, wird ein breites Spektrum an Emotionen für die SchülerInnen erlebbar. Auch Emotionen, die im normalen Leben nicht erlaubt sind, können auf der Bühne gespielt und anschließend reflektiert werden.

Neben dem Erleben der eigenen Rolle kommt, in der Interaktion mit den anderen SchülerInnen in anderen Rollen, der soziale Aspekt, das gesellschaftliche Miteinander und das Wirken in dieser Wechselbeziehung hinzu:
Was passiert, wenn Helden und Versager aufeinander treffen? Herrscht Respekt oder Verachtung? Wo liegen die Sehnsüchte der einzelnen Charaktere? Wollen letztlich nicht alle anerkannt, gelobt und geliebt werden?

Auf Basis der theatralen Ebene wird die Möglichkeit geboten, Themen zu behandeln, die man im normalen Leben tabuisiert oder die unerlaubt scheinen. Dabei bleibt den SchülerInnen überlassen, wie sehr sie sich selbst oder nur über eine Schauspielrolle mit dem Thema identifizieren. Letztlich fließt sicherlich beides ineinander.