Im Schumann-Jahr 2010 versucht das "Gymnasium am Ölberg" mit SchülerInnen der Jahrgangsstufe 7 in einem musik-theatralischen Projekt eine Annäherung besonderer Art an das Leben und die Arbeit Robert Schumanns.
Im Jahre 1848 schrieb Schumann sein Klavierwerk "Album für die Jugend" (Opus 68), das sich, didaktisch aufbauend von einfachen bis hin zu schweren Stücken, vor allem an Kinder, Jugendliche und Klavierschüler richtete. Inhaltlich unterstreicht es, genau wie die ein Jahr später entstandenen "Lieder für die Jugend" (Opus 79), die Absicht des Künstlers, in regelmäßigen Abständen Musik speziell für Kinder und Jugendliche zu komponieren.
Die "Lieder für die Jugend" und das "Album für die Jugend" sollen Ausgangspunkt, thematische Fundgrube und Inspirationsquelle sowohl für historische Szenen der Familie um Schumann, als auch moderne Spielszenen zum Themenkreis "Arbeit, Familie, Liebe, Erziehung und Kunst" sein.
So werden z.B. die zahlreichen Liedtexte des "Albums für die Jugend" über den Frühling betrachtet und mit den Kinder geprüft, ob z.B. das Salbungsvolle dieser Zeile heutzutage noch berührt oder etwas auslöst. Dann soll über Improvisation zum einen eine moderne Spielszene über den neuen Jahresabschnitt entwickelt werden und danach eine Szene, die die historischen Kinder Schumanns zeigt, wie sie das Textgut lesen und für sich interpretieren. Ähnlich soll mit den Liedtexten über die Zigeuner gearbeitet werden. Was ist fremd, wie "exotisch-fremd" sind/waren diese Menschen damals und heute?
Dabei soll die Beschreibung "...für die Jugend" zum Leitmotiv des Stückes werden. -Was ist in diesen Werken "für die Jugend"? -Sind diese noch immer "für die Jugend"? -Was kann "die Jugend" heutzutage noch in ihnen entdecken?
Inhaltlich wird eine Aufführung angestrebt, in der nicht, wie so oft, der Künstler und Ehemann von Clara Schumann in biographischen Szenen im Mittelpunkt steht, sondern die phantasievollen und kreativen Assoziationen und Reflexionen der SchülerInnen zur Musik, Daten, Lebenseinstellungen von Gestern und Heute.
So werden den Schülern aus den Tagebüchern Schumanns oder aus seiner Biografie Texte vorgestellt, die Schumanns Umgang mit seinen Kindern beschreibt. Nach der Beantwortung der Frage, ob die Anweisungen und Handlungsweisen gut, interessant, außergewöhnlich oder komisch sind, wird versucht, eine Szene darzustellen, die diese Begebenheit zur Quelle hat. Danach wird auch versucht, die Szene in eine heutige Familiensituation zu integrieren. Zu diesem Zweck wurde auch ein Fragebogen entworfen, der sich mit der Info der Schüler über Schumann befasst, nach Begriffen wie "Besessenheit" und nach in der Familie ähnlichen Muster fragt (z.B. "Wünscht man sich mehr Zeit mit dem arbeitenden Vater oder Mutter?"). Auch der heutige Konsumbedarf kann aufgegriffen werden. Dazu könnte das Lied "Schlaraffenland" umgetextet werden und z.B. auf das Phantasialand in Brühl. Bezug nehmen. Die kritische Auseinandersetzung steht hier im Mittelpunkt der Szene.
Formal soll sich die Aufführung eher an eine musikalische Erzählstruktur, wie etwa einem Liederzyklus, orientieren. Themen werden aufgegriffen, verwandeln sich, kehren wieder oder werden kontrastiert. Historische Spielszenen gehen in ein Lied über, dieses wird von einem modernen Monolog abgelöst, der wiederum in die chorische Aneignung eines Liedes mündet.