„Einen Punkt machen“ - was kann das für Kinder bedeuten? Oft gehört von Erwachsenen mit einem Subtext, der in vielen Kulturen eine ähnliche Wirkung erzielt: „Basta“, „Ende der Diskussion“, bis hin zum „Platzverweis". Ein „Punkt“ kann aber auch anderes bedeuten. Mögliche Aspekte des Themas könnten sein: sich abgrenzen gegen Anfeindungen / mit etwas aufhören, das andere verletzt / die eigene Meinung deutlich machen / gemeinsam zu einem Ergebnis kommen / mit etwas abschließen, um Neues zu beginnen / an einem Ort bleiben / einfach einen leuchtenden farbigen Klecks auf eine weiße Leinwand malen, etc.
Die Kinder sollen, nachdem sie ihre eigenen Überlegungen zu diesem Thema diskutiert und mit der Tanzpädagogin dokumentiert haben, eine eigene Performance entwickeln und am Ende des Schuljahres zur Aufführung bringen. Die Dauer der Performance ist nicht festgelegt, da sie von der Entwicklung der Kinder wahrend des laufenden Projekts abhängt. Wünschens-wert sind 20 - max. 40 Minuten.
Ziel des Projektes ist es, Kindern in einer alters- und kulturgemischten Gruppe (1.-4. Schuljahr in einem Stadtteil mit hohen Migrationsanteil) Möglichkeiten der nonverbalen Kommunikation zu vermitteln: über Körpersprache, Gestik und Mimik und mittels (idealerweise selbst erstellter) Requisiten soll bzw. kann eine erhöhte Sensibilität für die eigenen Emotionen, Fähigkeiten und Grenzen entwickelt werden. Die bewusste Wahrnehmung der eigenen Körperlichkeit und ein positiver Umgang damit fördern den Respekt vor sich selbst und vor der Gruppe. Vor allem Jungen profitieren davon und werden der eigenen Kräfte und der damit verbundenen Verantwortung gewahr. Mädchen werden dazu ermutigt, präsenter aufzutreten und sich klar zu positionieren. Physische Stärke, Verletzbarkeit, Energie, Erschöpfung u.v.a. sind kulturunabhängig existent - es geht um den bewussten und respektvollen Umgang mit sich und den Mitschüler/innen.
Als zielführende Methoden kommen zum Einsatz: Übungen zur Körperwahrnehmung (aus dem Modernen Tanz und Tanztheater) / Wahrnehmungsübungen zum Thema Raum/Kraft/Zeit (Laban) / Vertrauensfördernde Übungen (Improvisation, Einsatz von Stimme) / angeleitete Technikeinheiten (aus den Bereichen Moderner Tanz, Jazz Dance, Hip Hop) / Erlernen von einfachen wiederholbaren Tanzkombinationen aus unterschiedlichen
Tanzbereichen / Berücksichtigung unterschiedlicher kultureller Hintergründe, da die Schule zu einem Großteil von Kindern mit Migrationshintergrund besucht wird (ethnische bzw. folkloristische Tanzstile) / Komposition
Besonders in den letzten beiden Punkten kommen die Kreativität und das Engagement der Schüler/innen stark zum Einsatz. Dabei sollte die Gruppenstärke über 10 jedoch unter 25 Tänzer/innen liegen. Die Entwicklung des Stückes sollte so weit wie möglich von den Kindern bestimmt werden - begleitet und ausgestattet mit dem erforderlichen „Rüstzeug“ durch die Tanzpädagogin. Wünschenswert wäre eine zeitweise Begleitung durch ein Kreativangebot der OGS, um die Anfertigung von Requisiten oder Kostümteilen auf mehrere Schultern zu verteilen und um evtl. Flyer für die abschließende Aufführung zu erstellen. Denkbar wäre auch die Einbindung einer weiteren AG o.ä. in das Projekt.
In den letzten Wochen der Projektphase werden die Schüler/innen in die übliche Endprobenphase einer Tanz-/Theaterproduktion einsteigen. Bewegungen werden auf Genauigkeit geprobt, die Verantwortung für Auf- und Abgänge unterliegt zunehmend den Tänzer/innen selbst, letzte kleine Verbesserungen werden angegangen und - sehr wichtig - die Kinder beobachten sich gegenseitig in kleinen Gruppen, um sich zu bestärken, konstruktiv Kritik zu üben und das über viele Wochen Geleistete an sich selbst und den Mittänzer/innen schätzen zu lernen.