Perre Carlet de Marivaux (1688-1763) gilt als Meister des empfindsamen Rokoko-Stils. In seinen zahlreichen Liebeskomödien (u.a. „Spiel von Liebe und Zufall“,..) verzichtet er bei der Entwicklung der Intrige auf äußere Ereignisse und bezihet vielmehr den Motor der Handlung einzig aus dem Eigensinn und der Uneinsichtigkeit der Verliebten, die einen langen Weg beschreiten über Verwirrung, Verstellung, Betroffenheit und falschen Stolz bis zur Erkenntnis der wahren Zuneigung. Täuschung und Verkleidung gehören oft zum Intrigen-Repertoire, um die Treue und Tugendhaftigkeit des / der Geliebten auf die Probe zu stellen. Der Diener / die Dienerin wird vorgeschickt, man gibt sich selbst als ein Anderer / eine Andere aus und ähnliche Spielarten mehr... Das durch Täuschung erreichte Prüfungsergebnis muss aber nicht zum Happy-End führen, sondern kann sich auch ins Gegenteil verkehren, wenn der / die Geprüfte sich am Ende Misstrauen und Zweifeln ausgesetzt sieht...

Dabei muten Marivaux' Dialoge ausgesprochen modern an und kommen mit ihrer psychologischen Tiefenschärfe der komplizierten Gemengelage jugendlicher Gefühle sehr entgegen. Die erste Annäherung, das erste Verliebtsein bringt zwangsläufig ein irritierendes Wechselbad der Gefühle mit sich. "Bin ich mir selbst sicher? Kann ich mir der Zuneigung des / der Anderen sicher sein? Ist es wirklich Liebe oder nur sinnliches Verlangen?" Oft verbirgt einer seine wahren Gefühle hinter einer Maske aus Coolness oder Zickigkeit, die Erkenntnis der Empfindungen füreinander bleibt dabei zuweilen auf der Strecke.
Diese sensiblen Fragen werden im Mittelpunkt der Untersuchung stehen.

Gemeinsam wollen wir verschiedene Komödien von Marivaux lesen, daraus für die eigenen Erfahrungen relevante Szenen. Vorgänge und Paarkonstellationen herausfiltern und zu einer eigenständigen Theatercollage zusammensetzen.