„Gut zu sein und doch zu leben“ ist der große Anspruch, den sich die Dirne Shen Te in Brechts epischem Drama „Der gute Mensch von Sezuan“ gegeben hat. Brechts These, dass dies unmöglich sei, steht über das Theaterspiel zur Diskussion. Diesem Thema möchte ich mich in der Produktion „Der gute Mensch von Sezuan – ein episches Spiel nach B. Brecht“ widmen. Zusammen mit den SuS der Theater-AG 9-13 und freiwilligen Mitgliedern des Literaturkurses soll Brechts Werk unter lokalen Gesichtspunkten aufgearbeitet werden. Hierbei geht es weniger um eine werkgetreue Umsetzung mit lokalem Bezug, als vielmehr um die Entwicklung einer eigenen Version nach Brechts Vorbild. Über biographische Theaterarbeit lernen die jungen Menschen, sich mit der sie umgebenden Wirklichkeit auseinander zu setzen. Als positiver Nebeneffekt ist es notwendig, dass die SuS die lokale Presse und Ereignisse zu Recherchezwecken verfolgen und sich aktiv mit ihrer eigenen lokalen Wirklichkeit beschäftigen. Weiter versuche ich, den SuS das epische Theater näher zu bringen und aktuelle politische Situationen auf der Bühne aufzuarbeiten. Den Jugendlichen wird damit auch gleichzeitig eine kritische Distanz zu sich und der sie umgebenden Realität vermittelt. Sie erfahren was es bedeutet, sich mit dem Dilemma zu beschäftigen, das noch häufiger ihr Leben bestimmen wird – gut zu sein und sich trotzdem zu fragen, wie man selbst dabei „wegkommt“. Mit dem Stück wird eine kleine Traditionslinie der Theaterarbeit an der Gesamtschule weiterentwickelt – junge Menschen auf dem Weg zur Identitätsfindung zu begleiten.