Theater ist ein Gemeinschaftsprojekt vieler Einzelmodule wie Bühne, Kostüme, Technik, Regie und Öffentlichkeitsarbeit. Nur wenn alle perfekt zusammenarbeiten, wird das Gesamt-kunstwerk perfekt. Oft jedoch stehen die Schauspieler im Mittelpunkt und die Arbeit im Hintergrund wird stiefmütterlich behandelt. Viele Schüler möchten sich zwar als Darsteller ausprobieren, haben oft aber keine Lust, sich mit den Zuarbeiten abzugeben und behandeln deshalb diese Arbeit achtlos und mit wenig Respekt. Dazu kommt eine gewisse verwöhnte Erwartungshaltung bezüglich der Ausstattung, aber sie können weder den Aufwand noch die Kosten dafür einschätzen und glauben, alles wahllos kaufen zu können. Auch müssen sich sämtliche Beteiligten eines Theaterstücke sowohl mit sozialkritischen, soziologischen und historischen Hintergründen des Stückinhalts auseinandersetzen, um erfolgreich ein Stück inszenieren zu können. "Das besondere Leben der Hilletje Jans" beschäftigt sich mit den Lebensumständen von nicht privilegierten Kindern und Frauen im 18. Jahrhundert und mit der ungewöhnlichen Tradition eines fast unbekannten, aber üblichen Frauenbilds dieser Zeit. lm Wesentlichen handelt es von einem Mädchen, das es schafft, sich nur durch enormen Erfindungsreichtum, Kreativität und Mut völlig ohne finanzielle Mittel durchs Leben zu schlagen und durchaus auch ungewöhnliche Wege einschlagen muss, um zu überleben. Dabei stößt es jedoch immer wieder an gesellschaftliche Grenzen, die oft durch Kleidervorschriften zum Ausdruck kommen. Das Stück soll SchülerInnen der 10. Klasse ermöglichen, das Gesamtkunstwerk "Theaterstück" mit allen dazu nötigen Aspekten alleinverantwortlich zu inszenieren. Daher sollen die SchülerInnen die Kostüme erarbeiten. Sie sollen die Kleidung der damaligen Zeit und ihre typischen Elemente in die heutige Zeit übersetzen. Um der heutigen Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken, sollen sie wie die Hauptperson des
Stückes mit geringen finanziellen Mitteln und mittels ungewöhnlicher kreativer Ideen arbeiten. Die Schüler sollen sich bewusst damit auseinandersetzen, wie Personen der heutigen Zeit in einer ähnlichen Situation sich kleiden würden und mit welchen Materialien sie ihre Kleidung gestalten könnten, wenn sie nur auf weniges, bereits vorhandenes zurückgreifen können. Dazu kann man alles verwenden, was man schon hat, altes und gebrauchtes umfunktionieren und so die typischen Trachtelemente des 18. Jahrhunderts mittels heutiger Materialien modernisieren. Dazu sollen auch ungewöhnliche Verarbeitungstechniken zum Einsatz kommen. Wichtig ist nicht die Qualität der Verarbeitung, sondern die originelle Idee und deren Umsetzung. So werden einerseits durch begrenzten, nachhaltigen Einsatz von Ressourcen die Kreativität und der bewusste Umgang mit Materialien, und andererseits durch die gemeinschaftliche Arbeit am Gesamtprojekt der Teamgeist und der Respekt vor der Leistung der anderen am Projekt beteiligten Personen gefördert.