Als Sexting bezeichnet man die private Kommunikation über sexuelle Themen per Internet-Messenger oder SMS. In jüngster Zeit taucht der Begriff jedoch zunehmend auch im Zusammenhang mit Cybermobbing auf. Jugendliche senden ohne das Einverständnis der Betroffenen intime Bilder oder Filmsequenzen untereinander weiter oder laden diese auf sozialen Plattformen hoch. Die Folgen für die Opfer: Angst, Scham und eine kaum wieder gut zu machende Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte. Von möglichen Spätfolgen im Berufsleben ganz zu schweigen. Denn was einmal im Netz kursiert, verschwindet dort nicht.
Im Schuljahr 2015/16 möchte das Kinder- und Jugendtheater Naseweis unter Anleitung von Edda Klepp (Autorin und künstlerische Leiterin von Naseweis) und Katja Mengeringhausen (Regisseurin und Theaterpädagogin) sich des Themas Sexting annehmen und es mit Schülerinnen der Mittelstufe szenisch aufarbeiten und reflektieren. Es soll ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, welche Gefahren durch die Weitergabe intimer Fotos entstehen, und die Medienkompetenz gestärkt werden. Edda Klepp und Katja Mengeringhausen werden mit SchülerInnen der Marienschule ein performatives Theaterstück mit dem Arbeitstitel "Blacklist" erarbeiten. Die Schülerinnen werden unter Anleitung von den Künstlerinnen das Stück selber schreiben, dramaturgisch aufarbeiten und auch auf der Bühne spielen.
„Blacklist“ – damit ist eine Software gemeint, die alle Seiten im Internet mit unerwünschten Inhalten blockiert. Der Nachteil: Diese Methode ist nie ganz sicher, da sie die Seiten nach Begriffen filtert. Kommen bestimmte Schlüsselworte auf einer Website nicht vor, wird sie trotz bedenklicher Inhalte freigegeben. Umgekehrt wird eine Kinderseite blockiert, die den Körper erklärt und in dem Zusammenhang auch die Geschlechtsorgane beim Namen nennt.
Das kreative Schreiben wird in diesem Projekt als Ausdrucksform angesehen, die Auskunft über die Kultur der heutigen Zeit gibt. Am Anfang übt man Sätze oder kleine Szenen. Die Schülerinnen werden beauftragt, Interviews zum Thema zu führen oder sich am Bahnhof, im Bus oder in der Stadt aufzuhalten, dabei Menschen zu beobachten und einfach nur zuzuhören. Dies zu protokollieren wird in der Anfangsphase ein Arbeitsauftrag für die Schülerinnen sein. Später kommen dann Kurzgeschichten oder sogar Novellen, Gedichte, Prosa dazu, die sie erarbeiten sollen.
Die Theaterarbeit schafft viel Raum für die eigene Fantasie und Kreativität und die Teilnehmerinnen werden an verschiedene Formen des Spielens und des damit verbundenen schöpferischen Ausdrucks herangeführt. In unterschiedliche Rollen zu schlüpfen, zusammen Szenen oder Geschichten zu entwickeln und diese auf der Bühne darzustellen, bilden weitere Schwerpunkte. Die Lust am Ausprobieren wird dabei in allem ganz groß geschrieben. Theater bedeutet, die Schülerinnen an einer Ausdrucks-und Erfahrungsschulung teilhaben zu lassen, in der sie eigene Standorte kennenlernen und einnehmen, letztendlich Selbstbewusst-Sein eigentlichen Sinne erfahren erlernen werden.
Im Rahmen des Projektes setzen sich die Schülerinnen in künstlerisch-praktischer Weise mit kulturellen, literarischen und journalistischen Erscheinungsformen von Sexting auseinander.
Die hier gemachten Erfahrungen werden in Form eines performativen Theaterstücks auf die Bühne gebracht.
Parallel zu der Arbeit mit den Schülerinnen wird Naseweis im Frühjahr 2016 mit den professionellen Schauspielern Stefan Nászay und Johanna Kollet das Theaterstück „Sexting“ aus Erfahrungsberichten entwickeln. Die Schülerinnen fungieren hierbei als kompetente Patenklasse und bekommen so die Möglichkeit, das Thema gleich auf mehreren Ebenen zu
reflektieren: als Akteure auf und als Zuschauerinnen vor der Bühne. Beide Stücke sollen zum Abschluss des Schuljahres in Form eines Festivals mit Workshopcharakter zur Aufführung gebracht und weiteren Schulklassen präsentiert werden, um eine noch größere Öffentlichkeit zu erreichen.