Der Macht der Schönheit ist sich nicht nur Schneewittchens Stiefmutter bewusst. In der Pubertät spielt das persönliche Erscheinungsbild eine besonders große Rolle. Auf dem Weg vom Kind zum Erwachsenen fragen sich viele: Wer bin ich? Wie sehe ich aus? Wie werde ich wahrgenommen? Bin ich attraktiv? Wie möchte ich sein? Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie gesellschaftliche Ideale beeinflussen diese Entwicklung. Schönheit dient der Identitätsfindung, um das Selbstbild zu stärken, um von anderen gesehen, geachtet und geliebt zu werden oder um einem gesellschaftlichen Anspruch zu genügen. Am Körperkult und dem herrschenden Schönheitsideal einer Gesellschaft kann man ablesen, woran sie sich orientiert, wonach sie strebt, wie sie sich verändert.
Griechische Götter der Schönheit wie Aphrodite, Venus, Adonis oder Narziss wurden nach. menschlichem Maß gestaltet. Schönheit beruhte in der Antike auf einem definierten Maßverhältnis der Körperproportionen. Diese Maßverhältnisse bestimmten die gesamte Komposition. Auch die nachfolgenden Künstlergenerationenorientierten sich an solchen Regeln, vor allem in der Renaissance (Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer) oder in der klassizistischen Rückbesinnung des 18./19. Jahrhunderts (Canova, Ingres, David, Houdon, Klenze, Marees, Hildebrandt). Heutige Modedesigner arbeiten ebenfalls mit Idealmaßen, die sich von denen vergangener Zeiten allerdings deutlich unterscheiden.
Und was empfinden wir als schön? Was bestimmt unser persönliches Erscheinungsbild?
In dem Projekt sollen die SchülerInnen Selbstdarstellungen anhand von Porträts, Büsten, Statuen und Denkmälern, die Maler, Bildhauer und Fotografen von bedeutenden Persönlichkeiten, von ihren Mitmenschen oder von sich selbst schufen, nachvollziehen und vergleichen (Holbein, van Gogh, Bernini, Rodin, Sander, Struth). Auch sollen sie sich selbst an einer plastischen Selbstdarstellung oder dem Porträt einer ihnen imponierenden Persönlichkeit versuchen. Wie sehen wir uns? Wie wollen wir uns zeigen? Dazulassen sie sich von den Gipsarbeiten des amerikanischen Bildhauers George Segal inspirieren. Abdrücke des Körpers und realer Gegenstände werden mit Gips zu einer Plastik bzw. einem Tableau zusammengefügt, modelliert und eventuell auch farbig gefasst. So entsteht eine situative Wiedergabe der äußeren Erscheinung wie der inneren Haltung. Sie können wie Segal mit Gipsbinden Körperabdrücke nehmen, aber auch frei modellieren. Aus Drahtgewebe, Jute und Gips bilden sie eine Unterkonstruktion für eine Halb- oder Ganzkörperfigur. Diese modellieren die TeilnehmerInnen mit passenden Accessoires zu einem plastischen Bildnis, was die gewählte Persönlichkeit angemessen repräsentiert. Das Porträt gestalten sie als reliefartiges Tableau oder als ganze Figur im Raum. Sie setzen ihren Körper in Bezug zur Gegenwart und Geschichte. Sie lernen seine Proportionen und Maße besser kennen und nutzen ihn für eine Darstellung dessen, was ihnen wichtig ist, wofür sie stehen. Es geht also um eine umfassende plastische Darstellung von Persönlichkeit im Rahmen ihrer Zeit.