Bildung gehört zu den staatlich installierten und kontrollierten Systemen. Welches Wissen wertvoll ist und welches nicht, ist in diesem System nicht ein Entscheidungsprozess aller Beteiligten, sondern wird von wenigen Spezialisten festgelegt. Dieses Bildungssystem regelt auch, welche Personen wie viel und welches Wissen vermittelt bekommen und bestimmt damit die Flexibilität des Einzelnen. SELF-EDUCATION (Arbeitstitel) versucht als dokumentarisches Film-Projekt zwischen Künstlern, Regelschülern und Schülern mit Förderbedarf Alternativen zu diesem Bildungsbegriff zu entwickeln und in selbst entwickelten Versuchsanordnungen demokratische Formen der Wissensaneignung durchzuspielen und zu einem Dokumentarfilm zu komponieren. Wesentlich für die Zielsetzung des Projekts ist es, die Zusammenarbeit von Künstlern und Jugendlichen als soziales Labor zu nutzen, in denen gesellschaftliche Schemata von Intelligenz, Begabung und Defizit ausgeblendet und in partizipativen Prozessen die Jugendlichen sich in einer Serie von selbst entwickelten Mini-Projekten gegenseitig unterrichten. Dabei bestimmen die Teilnehmer die Inhalte der Wissensvermittlung selbst: Was kann ich? Was davon finde ich wertvoll und nützlich? Was kann ich den Anderen vermitteln? Was möchte ich können?
Was können mir die Anderen beibringen? Was können wir alle nicht, wollen es aber können? Wie können wir uns Sachen selbst beibringen, von denen wir nichts wissen? Dies sind mögliche Initialfragen zur Entwicklung von Mini-Projekten im Rahmen von SELFEDUCATION. Die Inhalte dieser Projekte können auch in außerschulische Lebensbereiche führen. In einer ersten Recherchephase werden die Bildungsbiographien der Teilnehmer in Interviews und Videogesprächen dokumentiert. Dabei sollen konkrete Zukunftsprojekte für die Aneignung von Wissen und Fähigkeiten gesammelt werden, die Ausgangspunkte für eine anschließendes Mini-Projekt sein können. Die Teilnehmer bilden entsprechend ihren InteressenArbeitsgruppen von 2-4 Teilnehmern. Die Arbeitsgruppen werden von den beteiligten Künstler/innen supervidiert und die Prozesse filmisch dokumentiert. Dabei werden entsprechend der jeweiligen Mini-Projekte visuelle Settings (Drehorte, Perspektiven, Aufnahmetechniken) gewählt, die die Transparenz der Projekte fördern. Die Arbeitsgruppen von SELF-EDUCATION sind Gruppenprojekte der gegenseitigen Wissensaneignung ohne dauerhaft festgelegte Bildungs-Rollen (Lehrer/Schüler). Die Projekte der einzelnen Labore können erfolgreich realisiert werden, sie können scheitern oder auch in andere neue Projekte transformiert werden. Wesentlich ist eine kontinuierliche Aufzeichnung der Bildungs-Prozesse auf Film. Die Aufzeichnungen aus den Projektgruppen bilden einen Pool, aus dem der abschließende Dokumentarfilm SELFEDUCATION komponiert wird.