Le Sacre du Printemps (Die Frühlingsweihe) beschreibt musikalisch einen heidnischen Frühlingsritus, den Todestanz eines Mädchens, das geopfert wird, um den Winter zu vertreiben.“ Als ich in Petersburg die letzten Seiten des Feuervogels niederschrieb, überkam mich eines Tages die Vision einer großen heidnischen Feier - alte weise Männer sitzen im Kreis und schauen dem Todestanz eines jungen Mädchens zu, das geopfert werden soll, um dem Frühlingsgott gnädig zu stimmen“. Das war das Thema von “Sacre du Printemps“, “Als die Auserwählte erschöpft niedersinkt, ergreifen sie die Ahnen und heben sie zum Himmel empor. Der Zyklus der Kräfte, die wiedergeboren werden, um zu vergehen, um sich in der Natur aufzulösen, ist erfüllt und in diesen wesenhaften Rhythmen vollendet.“ So schreibt Igor Strawinsky in seine Erinnerungen. Das Thema des Todestanzes wird in diesem Schulprojekt Anlass dafür sein, um die allgemeine Gewalt der Ausgrenzung und Diskrimination unter Jugendlichen zu thematisieren und zu vertanzen. Andere Komponenten wie die sexuelle Verführung im pubertären Alter und der Aufbruch ins Erwachsensein werden auch miteinbezogen.
Strawinskys “Sacre“ ist große Musik, die zur Zeit ihrer Entstehung ein unerhörter Skandal wurde. Das nämlich war Strawinskys Revolution: Als einer der ersten, wenn nicht als erster Komponist überhaupt, wendete er Stilmittel des Expressionismus wie non-kohärente Sprünge, krasse Dissonanzen und dissoziative Strukturen auf die Orchestermusik an. Le Sacre ist das erste „Massenballett“ in der europäischen Ballettgeschichte bis dato. Es ist der Anfang einer neuen „Bewegungsästhetik“. Sie beruft sich auf ähnliche Wurzeln wie der fast zur selben Zeit einsetzende deutsche Ausdruckstanz und der amerikanische Modern-Dance: Erforschen ethnischen Materials, Untersuchen und Einbeziehen der menschlichen „Normalbewegung“ und ihr Formalisieren, Entwickeln von neuen Bewegungsansätzen Weiterhinspie1tin Strawinskys Le Sacre du printemps ein anderer. Faktor eine wichtige Rolle: Die fast einzigartige Komplexität und Individualität der Musik.