Nah und Fern - Groß und Klein - und weitere Erkenntnisse
- Zeichnen und Malen am Objekt und in der Natur -

Kinder sehen die Welt mit eigenen Augen. Das ganz Eigene und Produktive kindlicher Wahrnehmung kann mit altersgerechten Aufgaben künstlerisch angeregt werden. Dinge nah und groß zu malen, ist etwas ganz anderes als eine kleine Figur in der Ferne einer Landschaftsumgebung zu zeichnen. Die SchülerInnen entwickeln spielerisch vorwärts tastend, von Stunde zu Stunde ihrer Betrachtung von der „mikroskopischen Nahsicht“ zum Blick auf etwas Fernes, vom Großen zum Kleinen. Konkrete Gegenstände des kindlichen Alltags, Objekte aus der Natur, Gesichter, Hände bilden motivische Ausgangspunkte, um nach und nach auf die ganze menschliche Figur und Räume bis hin zur Weite einer Landschaft zu kommen. Dafür werden sich die Kinder auch in andere Räume (Schulhof, Zoo) und in die Landschaft (Parkanlage) begeben, damit sie sich vor dem realen Anschauungsbild befinden und dort zeichnen und malen zu können.
Im Kunstlabor verhalten sich die Kinder wie kleine Wissenschaftler. Die ruhige Beobachtung ist immer der Anfang jeder gestellten Aufgabe. Gleich zu Beginn werden die SchülerInnen in den Versuchsaufbau mit einbezogen. Sie wählen aus einer Reihe mitgebrachter Gegenstände einige aus und arrangieren sie nach ihren eigenen Vorstellungen, um sie dann mit unterschiedlichsten Lichtquellen auszuleuchten (Kerze, Steh- oder Taschenlampe). Sie erforschen mit dem Blick durch ein Mikroskop oder eine Lupe die Oberfläche von Dingen. Sie entdecken, wie sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln das Bild einer Oberflächen-struktur verändern kann. Untersucht wird auch, wie sich verschiedene Hinter- und Untergründe auf die Lichtverhältnisse und damit auf die Farben auswirken. Einfache Gegenstände werden zum Laborwerkzeug des Beobachters. Der Blick durch einen leeren Bilderrahmen hilft die Wahl für den Bildausschnitt zu treffen. Durch das Abmessen mit einem Holzstift wird unter dem Aspekt von Größenverhältnissen die Raumwirkung untersucht.
Im Kunstlabor werden die SchülerInnen viele Mal- und Zeichenmaterialien kennenlernen. Das Experimentieren steht im Vordergrund. Gemalt und gezeichnet wird nicht nur mit dem Pinsel und Stift, sondern auch mit allem, was sich dazu eignet. Bildträger verschiedener Art werden auf ihre Tauglichkeit geprüft und verwendet. Die Kinder ergründen die Bestandteile der Farbe, indem sie Pigmente mit Leim oder Ei verbinden. Farben mit unterschiedlicher Konsistenz werden hergestellt. Die Kinder entdecken, wie die Konsistenz die Transparenz der Farben beeinflusst. Sie fertigen selbst Pastellkreiden an und kreieren ihre eigenen Farbtöne. Über den gesamten Zeitraum des Projekts führen sie ein Skizzenbuch, in das sie auch zwischen den Stundeneinheiten ihre Ideen, Beobachtungen und „Forschungsergebnisse“ aufzeichnen können. Die Kinder beobachten, suchen, experimentieren und erfinden schließlich ihre ganz eigenen Bildwelten.