“Das Böse im Märchen“
=> Vorbemerkung: 4. Klasse mit besonderem Förderbedarf, 70% Migrationshintergrund, alle Schüler aus sozial benachteiligten Familien, insgesamt stark eingeschränkter Wortschatz und reduziertes Ausdrucksvermögen.
In der erfolgreichen Zusammenarbeit in dem Kultur und Schule Projekt “Die Tiere im Märchen“ (2008/09) wurde uns bewusst, wie stark die Faszination ist, die für Kinder vom Bösen an sich und in den Märchen ausgeht. Deshalb wollen wir uns in diesem neuen Theaterprojekt mit dem Bösen auf eine Weise auseinandersetzen, die ungewöhnlich erscheint: Affirmativ! Es geht uns darum, für dieses Phänomen einen kreativen Raum zu erschaffen, in dem die Kinder sich damit auseinandersetzen können, sich einfühlen und identifizieren dürfen, ohne dass sich gleich der moralische Zeigefinger erhebt. Einmal wirklich, gezielt und ausgiebig der böse Wolf sein, der allen Angst macht! Oder die böse, fiese Schwiegermutter! Oder das Rumpelstilzchen, dieser hässliche, gemeine Giftzwerg! Medial (Filme, Computerspiele) sind die Schüler schon stark mit dem Bösen in seinen Facetten konfrontiert - was sich auch in den alltäglichen Spielen widerspiegelt. Das Böse wird in der Schule in der Regel negiert und im häuslichen Umfeld ignoriert, so dass den Schülern kein Raum zur Auseinandersetzung bleibt. Die Schüler haben in unserem Projekt die Möglichkeit der bewertungsfreien Auseinandersetzung können so ihre eigene Position finden und evtl. versteckte unterdrückte Facetten ihres Seins im geschützten Rahmen zeigen und ausleben. Wir setzen darauf, dass in diesem Theaterprojekt das Böse von den Kindern ganzheitlich begriffen werden kann: Als etwas, was zu uns Menschen gehört, wie das Gute, das aber steuerbar ist - und nicht einfach so geschieht, einfach da ist! Außerdem geht es uns in diesem Projekt auch um Kulturvermittlung: Die deutschen Märchen, ihre Figuren und Archetypen werden im schulischen Kontext häufig aufgegriffen und als bekannt vorausgesetzt. Bei den Schülern der Förderklassen “Lernen“ kann man davon aber nicht ausgehen! Deshalb hat das Projekt neben der emotionalen auch die kulturelle Förderung zum Ziel.
Projektverlauf:
1. Eine Auswahl von Märchen (Rotkäppchen, Rumpelstilzchen, Aschenputtel, Hänsel und Gretel) wird erzählt und in Auszügen nachgespielt.
2. Alle spielen die jeweilige böse Figur der verschiedenen Märchen und arbeiten individuell spezifische Charaktereigenschaften heraus. So werden im Verlauf des Projektes verschiedenste physische und emotionale Ausdrucksweisen der Figuren erfahren, verkörpert und benannt.
3. Die Kinder wählen je eine Lieblingsfigur aus und erarbeiten über eine geleitete Improvisation eine “Revue des Bösen“ die von einer Erzählerfigur präsentiert wird
4. Aufführung