Im doppelten Sinn können Reliefs als räumliche Bildgestaltungen tief beeindrucken oder etwas plastisch hervorheben. Es geht um eine besonders deutliche und anschauliche Darstellung, die, wie ein Ab- bzw. Eindruck, durch Tiefen und Höhen begreifbarer nachvollziehen lässt, worum es eigentlich geht. Antike Reliefs bringen besondere Ereignisse, Personen oder Göttergestalten durch eine konvex bzw. konkav gestaltete Fläche als räumlich-plastische Bildansicht zur Geltung. Sie dokumentieren auf Säulen, Sarkophagen oder als umlaufender Wandfries bedeutsame politische Ereignisse, Machtverhältnisse, religiöse Vorstellungen und Geschichten. Auch im arabischen und indischen Kulturraum sind Tempel und Moscheen mit Reliefs ausgestaltet. Im Mittelalter werden im Tympanon über dem Eingang der Kirchen (Ulmer Münster) und auf den Eingangstüren (Lorenzo Ghiberti) oder dem Flügelaltar (Tilman Riemenschneider, Veit Stoß) den oft leseunkundigen Besuchern auf diese plastische Weise die Geschichten der Bibel oder Heiligenlegenden in einer mehrteiligen Komposition in Stein, Bronze oder Holz erzählt. Ebenso erzählen moderne Künstler (Thomas Honnert, George Segal) so ihre ganz eigenen Geschichten. Moderne Relief-Gestaltungen entstehen aber auch aus dem Bedürfnis, die Grenzen von Malerei, Plastik und Architektur zu überwinden. Sie loten den Spielraum zwischen den Gattungen aus, um neue Bildräume zu schaffen (Kurt Schwitters, Yves Klein, Franz Ackermann, Karla Black) und knüpfen damit teilweise auch an barocke Flächengestaltungen und Raumkonzepte an. Ebenso gliedern und gestalten Architekten Gebäudefassaden als wirkungsvolles „Relief“ von abstrakten Formen und/oder Naturformen in der Fläche (Jugendstil-/Art Deco-, Karstadt Kaufhaus-Fassade).
Diesen Grenzbereich der Gattungen sollen die SchülerInnen kennenlernen und selbst ein Relief als mehrteilige Gemeinschaftsarbeit aus Ton für den Eingangsbereich des Schulhofs der Grundschule Nordviertel entwerfen und modellieren. Das Relief für eine Wandfläche von ca. 3 x 5 m soll die Attraktivität der Schule steigern. Mit Bildmaterial (o. g. Beispiele) steigen die SchülerInnen in das Thema ein, bevor sie in Originalgröße mögliche Wandmotive für den Schulhof farbig entwickeln und zeichnen. Die Entwürfe komponieren sie auf einem der Größe der Wandfläche entsprechendem Papier zu einem Gesamtbild und halten fest, wessen Arbeit an welcher Wandstelle platziert wird. Im nächsten Schritt modelliert jeder Schüler seinen Entwurf maßstabsgetreu auf einer für alle SchülerInnen gleich dicken Tonplatte. Sie achten dabei auf das Zusammenspiel von Höhen und Tiefen in der Fläche sowie den Zusammenhang aller Arbeiten. Nach dem Trocknen und Brennen der Reliefs treffen sie sich erneut zum Glasieren, der abschließenden Farbgestaltung ihrer Arbeiten. Die Einzelarbeiten werden nach dem Glasurbrand entsprechend der Gesamtkomposition auf einer Platte montiert oder direkt auf der Wand angebracht. Die Wandgestaltung soll bei einer abschließenden Feier auf dem Schulhof präsentiert werden.