Da die künstlerische Arbeit „frei" ist, wird den teilnehmenden Jugendlichen wider ihrer gewohnten Erfahrung (Kunstunterricht in der Schule) kein Gestaltungsauftrag bzw. kein Gestaltungsthema gestellt. Dies bewirkt, dass sie auf sich selbst zurückgeworfen werden (eigene Auseinandersetzung), in „sich selbst gehen" müssen (Selbstwahrnehmung), um eine eigene Idee (Kreativität) zu entwickeln. Sie erleben einen Raum, der selbstverständlich von dem ausgeht, was sie können. Für Viele eine neue und experimentelle Erfahrung.
Ziel ist es, den ersten spontanen Einfall wahrzunehmen und darin bestärkt zu werden, der zuerst aufkommenden Idee gestalterisch zu folgen (zu einem späteren Zeitpunkt wird das Gespür für den spontanen Einfall als Wahrnehmung ihrer Intuition benannt und thematisiert). Alles darf dargestellt werden, denn die Kunst ist wertfrei und nur daher können die Jugendlichen in der künstlerischen Arbeit ein wohltuendes Ventil für ihre individuelle Thematik entdecken. Darin liegt der pädagogische Wert dieser Vorgehensweise. Durch ihre Darstellung zeigen sie etwas für sie Typisches und entdecken für sich neue Ausdrucksformen.
Über die dargestellten Themen kommt man leicht ins Gespräch. Anfangs steht das Bild bzw. das Kunstwerk wie ein unbeteiligter Dritter im Raum, über den der „Künstler" leicht sprechen kann. Da er in diesem Stadium den persönlichen Bezug zu seinem Werk meist noch nicht erkennt, ist die Situation entspannt und lässt ihn frei zum dargestellten Thema assoziieren.
Im weiteren Prozess wird ihm jedoch bewusst, dass das Werk ein Ausdruck seiner momentanen Gefühls- und Gedankenwelt ist und seine eigene Lebenssituation widerspiegelt. Ein wundersamer Moment. Eine „Herzverbindung" zum eigenen Werk ist entstanden und die möglichen, anfänglichen Komplexe bzgl. der vielleicht ungeübten Art und Weise der Darstellung spielen dann keine Rolle mehr.
Das Kunstwerk erlangt für die KünstlerInnen einen neuen Stellenwert. Sie erkennen für sich die Möglichkeit die Kunst bewusst als Ausdrucksmittel zu nutzen.

Gearbeitet wird in erster Linie mit Acryl auf Papier und Leinwand. Ton, Y-tong und Holz stehen für bildhauerische Arbeiten zusätzlich zur Verfügung. Ggf. werden - der Inspiration der SchülerInnen folgend - auch noch andere Materialien hinzugezogen. Es werden zwei Gruppen aus den 11. Klassen gebildet, die den Kurs im Rahmen eines Praktika belegen können. Gearbeitet wird einmal wöchentlich für vier Schulstunden. Als Abschluss der Kurse werden die Werke der SchülerInnen im Rahmen einer Vernissage ausgestellt und die beteiligten KünstlerInnen berichten über die Entstehungsprozesse.